Ich muss zur Post um ein Paket zu verschicken. Die Postfilale ist zwar nur 2 Straßen weiter, wir fahren aber trotzdem mit dem Auto, auch meine Frau kommt mit. Wir haben eigentlich sonst nichts vor und könnten gleich wieder heim fahren. Stattdessen beschließen wir noch eine kleine Runde zu drehen und biegen auf die Landstraße ab. Ohne richtiges Ziel fahren wir einfach mal weiter und landen nach ungefähr 20 Kilometern in Heidelberg.
Jetzt, wo wir schonmal da sind, verlassen wir die Durchgangsstraße am Neckar und schleichen uns über Kopfsteinpflaster durch enge Gassen der Heidelberger Altstadt in eine Parallelstraße der längsten Fußgängerzone Europas um einen Kaffee trinken zu gehen.
Einen richtigen Parkplatz finden wir hier natürlich nicht, zumal ohnehin nur Anwohner mit Parkausweis hier parken dürfen. Ich quetsche den Tesla neben ein anderes Auto, er ragt ein kleines bisschen in den Bereich vor einem Tor an dem “Einfahrt freihalten” steht und in dem eine Tür integriert ist. Das Tor sieht eigentlich eher aus, als ob dort seit die ersten Kutschen mit Verbrennungsmotoren ausgestattet wurden ohnehin niemand (mehr) rein oder raus fahren würde. Selbst wenn doch käme man aber an unserem nicht ganz korrekt geparkten Auto sicher problemlos vorbei.
Natürlich könnten wir auch in einem Parkhaus parken, allerdings ist Heidelberg bekannt für extrem enge Parkhäuser. Im ADAC-Parkhaustest 2016 hat eines in Heidelberg wieder mal am schlechtesten abgeschnitten. Auf einem nur 230cm breiten Stellplatz könnte ich den Tesla wohl höchsten dann abstellen, wenn ich vorher aussteige und ihn dann mit eingeklappten Außenspiegeln mit Hilfe der App in die Lücke presse (falls die App in der Tiefgarage überhaupt funktioniert). Wenn dann der Fahrer des daneben stehenden Fahrzeugs nicht auch so eine App hat, muss er wahrscheinlich durch den Kofferraum oder das Schiebedach einsteigen. Wir wollen ja aber nur kurz einen Kaffee trinken und dann gleich wieder verschwinden.
Kaum dass wir uns ein paar Meter vom Auto entfernt haben, geht die Tür im Tor auf und es treten 2 junge Leute heraus. Einer zückt sofort sein Smartphone und fotografiert das Model S von vorne, scheinbar inklusive Nummernschild. Ich denke mir “…lass den halt machen…” und will weitergehen. Er hat uns vermutlich nicht aussteigen sehen und kann daher nicht wissen, dass es unser Wagen ist. Um den Tesla abschleppen zu lassen steht er definitv nicht kriminiell genug, es ist keine Feuerwehrzufahrt und alle kommen gut dran vorbei.
Meine Frau will aber nichts riskieren, geht auf den jungen Mann zu und sagt ihm, dass sie das Auto sofort wegfahren würde falls es (ihn) stören sollte. Im ersten Moment reagiert er nicht, dann sieht er etwas verwundert auf und scheint erst jetzt zu realisieren was meine Frau ihm mitteilen will. Etwas belustigt sagt er lachend “…nein, nein, kein Problem, ich wollte nur ein Foto machen weil das ein cooles Auto ist…”. Puh, Glück gehabt. Kein Blockwart und kein Neider, einfach nur jemand der sich drüber freut aus der Tür zu treten und einen Tesla vorzufinden.
Nachdem wir unseren Kaffee getrunken haben, fahren wir wieder heim. So kann eine Fahrt zur nur wenige Meter entfernten Postfilale etwas dauern und rund 40km lang werden. Weder das, noch die Begegnung mit dem jungen Mann in Heidelberg wäre uns mit einem anderen Auto passiert. Der Tesla macht einfach unverschämt viel Spass.