#28 – Die erste Langstrecke

Bisher hatten wir uns nur in unserer gewohnten Umgebung bewegt und dadurch keine Supercharger aufsuchen müssen. Es hatte immer gereicht mit voller Batterie in der heimischen Garage zu starten. Meistens sind wir mit einer angezeigten typischen Restreichweite von min. 30km wieder Zuhause angekommen.

Heute geht das zum ersten mal nicht, wir fahren nach Augsburg. Die Strecke wäre wohl nur im Schneckentempo an Stück zu schaffen. Selbst das würde aber nichts bringen, da wir ja auch vor Ort noch ein bisschen herumfahren werden. Auf den 275km bis Augsburg befinden sich 4 SuC. Nicht ganz gleichmäßig verteilt, aber 4 Stück auf der kurzen Strecke sind doch sehr komfortabel. Wenn man bedenkt dass selbst bei zügiger Fahrweise mit einer Akkuladung 200km zu schaffen sein sollten.

Ich nehme mir vor gemütlich zu fahren und erst in Jettingen-Scheppach, also ca. 40km vor Augsburg, zu laden. So richtig gemütlich fahre ich dann aber doch nicht, ich pendele so um die 130km/h und lasse mich dazu hinreißen, ab und zu mal das Spasspedal etwas zu drücken um z.B. einen Überholvorgang schnell abschließen zu können. Es ist aber auch zu verlockend mal etwas drauf zu treten!

In der Nähe von Ulm zeigt mir das Navi deshalb an, dass ich in Jettingen-Scheppach mit nur 3% Restenergie ankommen würde. Das ist mir als Anfänger zu wenig, die Reichweitenangst treibt mich dazu schon in Ulm raus zu fahren. Ich fahre auf den Autohof und suche nach den Superchargern oder einem Schild das mir die Richtung weist. Zunächst kann ich die Ladestationen nicht entdecken, erkenne aber das Hotel aus dem 2.424km-Weltrekord-Video von Horst Lüning. Dann sehe auch die Stalls ganz am Ende des Parkplatzes.

Nachdem ich rückwärts rangefahren bin und den Ladestecker angeschloßen habe, steigen wir aus um uns einen Kaffee zu besorgen. Es ist noch relativ früh am morgen und verdammt kalt. Der Weg am Hotel vorbei über den Fernfahrer-Parkplatz zwischen den abgestellten LKW hindurch ist lang. Einige Fahrer lassen ihre Dieselmotoren warmlaufen, vielleicht haben sie aber auch einfach keine Standheizung in ihren Fahrerkabinen – ich weiß es nicht, auf jeden Fall laufen etliche LKW-Motoren. Bewegung ist gesund, aber unter diesen Umständen wäre es vielleicht cleverer gewesen vor dem anschließen des Ladesteckers mal zu gucken wo es hier Kaffee gibt.

Immerhin kann man den Kaffee wenigstens trinken, was leider keine Selbstverständlichkeit an deutschen Tankstellen und Raststätten ist, das gefüllte Croissant hat keine Füllung – egal, etwas weniger Zucker kann nicht schaden.

Als wir am Supercharger angekommen waren, standen 3 Model S verteilt an den Ladestationen. Ich hatte mir extra 2B ausgesucht, da keiner der anderen an 1B hing. Dadurch stand uns von Beginn an die volle Leistung zur Verfügung. Während wir laden und die Ladeleistung mit voller werdendem Akku abnimmt, gesellt sich ein Model X zu uns und stöpselt den Stecker von 1B an obwohl genügend andere Stalls frei sind – naja, bekommt der X halt nur was bei uns übrig bleibt. Nicht jeder weiß über die Verteilung der Ladeleistung Bescheid, vielleicht ist es manchen Fahrern auch einfach egal. Nach knapp 30 Minuten fahren wir weiter, der Akku ist nicht ganz voll, wir werden aber ohnehin auf der Rückfahrt nochmal laden müssen.

Wir verbringen einen sehr kalten aber sehr schönen Tag in Augsburg und machen einen Spaziergang auf dem gefrorenem Kuhsee. Bei einsetzender Dämmerung machen wir uns auf den Heimweg. In Jettingen-Scheppach, ca. 40km nach Augsburg laden wir den Akku vollständig auf. Da wir doch recht viel in Augsburg herumgefahren sind und ständig die Heizung lief, ist nicht allzu viel Restenergie übrig. Dass ich die Strecke von Augsburg bis zum SuC mit fast durchgetretenem Spasspedal entlang geknallt bin hat natürlich ebenfalls ein paar Prozentpunkte der Akkuladung gekostet. Das laden auf 100% dauert daher knapp 40 Minuten.

Ich schaffe es auf dem restlichen Heimweg mich etwas zusammen zu reissen und nicht immer mal wieder drauf zu treten und kann so die 235km nach Hause am Stück durchfahren. In der heimischen Garage angekommen zeigt mir das Model S eine typische Restreichweite von 6km an.

Noch vor 2 Wochen hätte ich mich nicht getraut mit so wenig Energie im Speicher herum zu fahren – meine Reichweitenangst nimmt also ab und ich werde mutiger. Mittlerweile weiß ich ja auch, dass man nicht einfach stehenbleibt wenn nur noch ein paar Kilometer Reichweite angezeigt werden und beginne sogar zu glauben dass man noch ein paar Meter schaffen sollte wenn 0km im Display stehen, auch wenn ich das (noch) nicht ausprobieren möchte. Zudem kenne ich die möglichen Ladepunkte in meiner Gegend, wäre es knapp geworden, hätte ich einfach in Bad Rappenau am SuC ein paar Minuten laden können oder auch an der Raststätte Kraichgau an einer kostenlosen EnBW-Ladestation.

4 Gedanken zu “#28 – Die erste Langstrecke

  1. Bruno sagt:

    Wieder mal ein schöner Beitrag. Eine Anmerkung aber: Die Supercharger-Stalls mit der gleichen Ziffer teilen sich einen Lader. Also 1A und 1B, 2A und 2B, usw. teilen sich die Leistung. Das Model X wird somit sicherlich auch die volle Leistung abbekommen haben.

    1. WKMblogger sagt:

      Stimmt, danke für den Hinweis. Da hab ich mich im Text vertan, ich ändere das gleich mal ab. Das Model X hatte sich an 2A gestellt, in diesem Fall direkt neben 2B (ist ja nicht an jedem Supercharger so). Da wir schon auf 70kW runter waren dürfte es sowieso egal gewesen sein. Wenn ich an den Supercharger komme, suche ich mir aber konsequent eine freie Ziffer aus – ich könnte ja sonst ein kW weniger abbekommen als möglich 😉 vielleicht kompensier ich damit auch einfach den weggefallenen Preisvergleich beim tanken fossiler Treibstoffe.
      Ich könnte nämlich auch nicht an einer Tankstelle für 1 Cent mehr tanken als gegenüber oder nebenan, ich gucke sogar auf einer App nach dem besten Preis auf meiner Strecke. Meine Frau findet das übertrieben und tankt halt einfach wenn sie muss an der nächsten Tanke (wenn es nicht gerade eine Raststätte ist).

  2. Klaus Schürmahttps://mail.google.com/mail/u/0/?shva=1#inboxnn sagt:

    Danke für den wieder guten Tipp für meine demnächst beabsichtigten Fahrten von SU nach Frankfurt. Das macht richtig Mut auch als Anfänger mim Tesla ohne Angst vor der geplanten Streckenlänge zu loszufahren.

  3. Pegasus sagt:

    Ich habe den Block in einem Rutsch durchgelesen. Da ich mir letzten Monat ein M3 reserviert habe bin ich im Moment neugierig auf alles von Tesla. Klasse geschrieben. Vielen Dank hierfür.

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