#22 – Aus 25 werden 58400

25000km im Jahr hatte ich für den Leasingvertrag angesetzt, das sind ein paar Kilometer mehr als ich in den letzten Jahren gefahren bin. Allerdings ist heute der 10.01.17, das Model S ist also seit gut 10 Tagen in meinem Besitz, und ich habe etwas mehr als 1600km auf dem Tacho. Wenn ich, bzw. wir, in diesem Tempo weiterfahren, kommen da mehr als doppelt soviele km zusammen wie geplant, ich rechne mir für 365 Tage genau 58400km aus!

Was mach ich denn jetzt? Nur noch alle 2 Tage fahren? Nach 2 Jahren garnicht mehr fahren? Es ist ja nachvollziehbar, dass ein neues Auto anfangs die Lust am fahren etwas fördert, aber das 2,336fache? Mein lieber Scholli! Hoffentlich läßt das mit der Zeit nach!

Nicht nur das, auch das mit dem langsam fahrn um Strom zu sparn klappt nicht so richtig. Meine Frau ist ja (angeblich) eine gaaanz gemächliche Fahrerin (nach eigenem Bekunden). Als aber der Porsche Gas gegeben hatte und sie nicht vor ihm von der Auffahrt auf die Autobahn zu lassen, hat sie dann einfach mal das Spasspedal voll durchgetreten und ist ganz souverän und mit genügend Abstand vor dem verdutzten Porschefahrer eingeschert. Da hat er wohl nicht mit gerechnet und vielleicht ist er danach auch gleich in die Werkstatt gefahren um die Ventile einstellen zu lassen oder sowas – irgendwas muss ja auf jeden Fall kaputt oder zumindest verstellt gewesen sein, bei so einer Blamage.

Wohlgemerkt habe ich ja nur das Basismodell bestellt, S60, ohne D und ohne P. Aber auch dieses sogenannten Basismodell hat schon einen ganz bemerkenswerten Vortrieb. Ein potenter Verbrenner holt den S60 zwar sicher nach ein paar hundert Metern ein, aber erstmal hat der das Nachsehen. Ich muss mich bemühen, nicht so oft draufzutreten und meine Frau, die gemächliche Fahrerin muss das auch noch etwas üben.

Ich nehme mir also vor, statt Beschleunigungsorgien lieber das sparsame Fahren zu trainieren um mal zu sehen wie weit man mit einer Akkuladung wirklich kommen kann. Naja, kommen könnte, denn nach ein paar Kilometern sparsamer Fahrt ertappe ich mich dabei wie ich doch wieder mal drauftrete – es macht einfach zuviel Spaß!

Genau dieser Spaß am fahren, wird mir immer noch und immer wieder zum Verhängnis. Auch mein Sohn hat das erkannt und läßt sich ganz nach belieben abholen und hinfahren – und ich freue mich sogar darüber. Noch vor kurzem hab ich einfach abgelehnt „Du hast doch eine Monatskarte, wenn ich dich abhole bist du kaum schneller zuhause, außerdem hab ich grade garkeine Lust zu fahren…“. Da hätte ich ihn ja aber auch noch mit dem alten Verbrenner abholen müssen. Der E200CDI hatte nie einem Namen bekommen, es war ja mein Wagen und ich gebe meinen Autos normalerweise keine Namen. Aber mittlerweile heißt er, zumindest inoffiziell, „Stinker“.

Eine meiner „Hausstrecken“ führt ca. 60km über die Autobahn, davon gut 40km ohne Geschwindigkeitsbegrenzung und weitere knapp 20km über Land, teilweise mit einem Tempolimit von 70km/h. Insgesamt also 160km, wenn man dann am Zielort Mannheim noch etwas hin- und her fährt kommt man leicht auf 200km. Das ist mit einer Akkuladung läßig zu schaffen. Allerdings fahre ich auch öfter mal spät Abends, bzw. Nachts, nach Hause. Dann ist die Autobahn meistens frei und läßt Geschwindigkeiten um 200km/h zu.

Nachdem ich die Strecke jetzt mit dem Model S schon ein paar mal verhalten gefahren bin, erlaube ich mir heute ganz normal, also wie früher mit dem „Stinker“, zu fahren. Es ist zwar kalt, aber die Straße ist trocken und es ist schon auf dem Hinweg kaum Verkehr. Auf den Streckenabschnitten ohne Begrenzung kann ich teilweise auf 150-160km/h beschleunigen. Auf dem Rückweg schaffe ich sogar einige Kilometer am Stück 200km/h und nach dem Kreuz nochmal eine Weile rund 180. Viel mehr wäre auch mit dem Verbrenner nicht gegangen. Als ich Zuhause praktisch lautlos in die Garage rolle, werden mir noch knapp 30km Restreichweite angezeigt.

Nicht schlecht, nach 200km ist der Akku jetzt zwar leer, aber es ist kalt, ich habe kein bisschen auf den Verbrauch geachtet und war wirklich zügig unterwegs. Bei dieser Fahrweise im Winter komme ich also auf rund 200km Reichweite. Das ist ok, auf der Strecke habe ich mit einem SLK 230 Kompressor auch mal ca. 28l Super auf 100km verbraucht. Mit dem SLK war ich damals zwar noch wesentlich rasanter unterwegs, aber so würde ich heute ganz bestimmt nicht mehr fahren, egal mit welchem Fahrzeug und egal zu welcher Uhrzeit.

8 Gedanken zu “#22 – Aus 25 werden 58400

  1. Michael Glas sagt:

    Gratulation zu diesem tollen Auto !
    Das ist aktuell tatsächlich völlig konkurrenzlos (leider). Es ist ja nicht nur der Elektroantrieb, der es so faszinierend macht, ein Tesla S sieht auch richtig gut aus, nicht so furchtbar klobig wie alle diese inzwischen so begehrten und doch völlig unsinnigen, viel zu großen und reichlich doofen Privat-Panzern (also SUVs). Es gibt für mich nur zwei Automodelle, für die ich richtig Geld ausgeben würde, zum einen Porsche 911 (am besten luftgekühlt), weil das einfach der Sportwagenklassiker schlechthin ist, oder eben Tesla, weil das die Zukunft ist (persönliche Einschätzung). Leider ist mir ein Tesla aktuell einfach noch zu teuer, aber sobald die Preise in vernünftige Regionen rutschen (und mein derzeitiges Auto die Verschleißgrenze erreicht) werde ich mir das ernsthaft überlegen.
    Allein schon das Nicht-Vorhandensein von vielen Teilen beim Elektroantrieb ist ein entscheidendes Argument für die Anschaffung, wenn man bedenkt wie kompliziert mittlerweile z.B. moderne Dieselmotoren geworden sind (und wie aufwendig und teuer dann entsprechende Reparaturen, aktuell z.B. Wechsel der defekten Glühkerzen bei meinem High-End-Biturbo-Diesel – Kostenpunkt 650 Euro, da schwierig erreichbar und entsprechend Arbeitszeit-intensiv).
    Toller Alltags-Bericht über dieses Auto, bin gespannt, was es da alles noch zu berichten gibt.

  2. WKMblogger sagt:

    @Michael Glas
    Vielen Dank! Da kommt noch so einiges, ich werde den Wagen ja jetzt erstmal min. 4 Jahre fahren. Im Moment hab ich aber kaum Zeit übrig, deswegen kommen die Beiträge gerade etwas schleppend 😉

  3. Klaus Schürmahttps://mail.google.com/mail/u/0/?shva=1#inboxnn sagt:

    In einer der wenigen fairen Fernsehsendungen zum Thema Elektroauto war die Rede von ca. 2000 i.W. zweitausend Teilen, aus denen ein moderner Otto- oder Dieselmotor besteht. Im Gegensatz dazu besteht ein Elektromotor aus gerade mal 50 i.W. fünfzig Teilen. Noch Fragen ?

    1. WKMblogger sagt:

      Es macht aber auch einfach zuviel Spaß mit dem Model S herum zu kurven. Ich werde den Wagen wohl nach Ende der Leasinglaufzeit übernehmen müssen um nicht einen Haufen Kilometergeld nach zu zahlen 😉

  4. Volker.Berlin sagt:

    @Klaus, nicht nur das. Ein Verbrennungsmotor (einschließlich der durchaus großen und technisch aufwändigen Abgasanlage) arbeitet bei Temperaturen zwischen 800 °C und über 1000 °C. Ein Elektromotor (und der dazu gehörige Akku) erreichen selbst unter Volllast nicht mal annähernd 100 °C. Da kann man sich leicht vorstellen, wie unterschiedlich die Beanspruchung und der Verschleiß der Materialien ausfällt.

  5. Klaus Schürmahttps://mail.google.com/mail/u/0/?shva=1#inboxnn sagt:

    Lieber Volker, in meinem Vergleich der Bauteilezahl fehlt natürlch auch noch die Zahl der Getriebebauteile und Auspuff und Kat usw…..

  6. Klaus Schürmahttps://mail.google.com/mail/u/0/?shva=1#inboxnn sagt:

    Gestern hatte ich eine Begegnung der dritten Art : ein Siebener BMW mit E Kennzeichen hat mich überholt, als ich auf meiner gemütlichen Fahrradtour in meinem Wohngebiet unterwegs war. Der Fahrer fuhr in eine Sackgasse und ich hinterher. Der nette Besitzer hat mir dann das E erklärt. Er arbeitet bei einer Behörde und diese stellt jetzt auf E um. Der Preis für das Auto sei ca. 140.000,00 in Worten einhundertvierzigtausend € und das Auto sei ein Hybrid mit Elektroreichweite 20 in Worten zwanzig Kilometer bei vorsichtiger Fahrt ! Der Verkäufer bei BMW hat ihm auf die Frage, wieso E, erklärt, dass der Verbrauch des Siebener in einem Zyklus : volltanken mit Benzin und Strom, 20 Km fahren, volltanken mit Strom, 20 Km fahren, volltanken mit Strom 20 Km fahren und das bis 100 Km erreicht sind. Dabei kommt, wenn sich der Benzinmotoraus „Versehen“ zwischendurch mal einschaltet, ein Benzinverbrauch von 2 L/100Km heraus und dadurch ist der Siebener ein E_AUTO. Also wieder mal Tricksen die deutschen Autobauer ? Was soll das ? Toyota baut den Prius seit 1999. BMW schämt sich nicht, sein Schlachtschiff als E bezeichnen zu dürfen ?

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