#9 – Recherche

Da spiele ich mit dem Gedanken mir einen Tesla zu zulegen und weiß praktisch nichts über das Auto, kenne die Ausstattungsoptionen nicht und überhaupt frage ich mich wieso das so ist. Warum habe ich mich nicht schon eher mal etwas mit den Fahrzeugen von Tesla auseinander gesetzt?

Ich bin nur wenige Kilometer gefahren, aber das Model S hat mich schwer beeindruckt. Es gleitet genauso erhaben über die Straßen wie eine neue E-Klasse, macht aber noch mehr Spaß dabei!

Ich klicke mich kreuz und quer durchs Internet, lese alle möglichen Berichte und die Tesla-Webseite rauf und runter, sehe mir Youtube-Videos an und stoße dabei auf einen überzeugten Teslafahrer. Horst Lüning verkauft im Internet Whisky, ich hatte mir vor längerem schon mal ein Verkostungsvideo von ihm angesehen, weil ich einen edlen Tropfen für einen Freund gesucht hatte. Er hat einige Tesla-Erklärvideos gedreht in denen er ganz sachlich und nachvollziehbar die Grundlagen erläutert und seinen eigenen Tesla vorführt.

Eigentlich war ich lange Zeit davon ausgegangen, dass Youtuber nichts für mich sind. Wenn ich sie bei Jugendlichen aus ihren Handys plärren höre, schüttel ich nur innerlich den Kopf. Und jetzt guck ich ein Video nach dem anderen, etliche vom Whiskyhändler, einige von Teslabjørn aus Norwegen. Ein paar auch von anderen Youtubern, aber manche breche ich vor dem Ende ab, meistens dann wenn es mir zu arg in Richtung Plärrer geht.

Ich durchforste mehrere Foren, allen voran dass TFF-Forum, Onlinemagazine und Portale, verfolge Diskussionen zwischen Teslafans und der Verbrennerfraktion, lese Kommentare zu Berichten über Tesla. Langsam sammle ich Informationen speziell zum Model S und gewinne allgemein Einblicke in die Welt der Elektroautofahrer – die meisten scheinen Überzeugungstäter zu sein. Noch! Klar, das Elektroauto ist ja auch noch nicht im Massenmarkt angekommen. Und mit dem was die meisten etablierten Hersteller abliefern wird es das auch nie.

Ich fasse meine Erkenntnisse zusammen, bezogen auf ein Model S mit der kleinen 60kWh-Batterie, extra pessimistisch gerechnet um in der Realität keine bösen Überraschungen erleben zu müssen:

  • man lädt den Akku über Nacht an der eigenen Steckdose und fährt somit immer mit voller Reichweite los
  • laden an der Schuko-Steckdose ist nur im Notfall angesagt, es dauert gut 20 Stunden um einen leeren Akku zu laden
  • daheim sollte man also mindestens an einer roten Drehstromdose laden (3x16A), dauert ca. 6 Stunden oder noch besser an einer Ladestation mit 22kW in 3,5 Stunden
  • der Verbrauch liegt bei ca. 24kW auf 100km, was bei 0,30 EUR/kWh ungefähr 7 EUR entspricht
  • das kostenlose Aufladen am SuC (Supercharger) dauert ca. 40 Minuten um einen Reichweitenzuwachs von ca. 200km zu erzielen, wird aber nur auf Langstrecken benötigt da die Reichweite mit min. 250km für alle regelmäßigen Fahrten ausreichend ist
  • um den Akku zu schonen sollte er nie ganz entladen und im Normalfall auch nicht auf 100% geladen werden, falls doch mal 100% geladen wird um die max. Reichweite zu erzielen, sollte man das nur direkt vor dem losfahren machen
  • Bremsen werden kaum benutzt, da mit dem Motor gebremst wird
  • es sind jede Menge Spielereien enthalten, 17″-Monitor, Autopilot, Einpark-Automatik, APP-Steuerung
  • Tesla gibt 4 Jahre bei max. 80.000km Garantie, auf den Akku sogar 8 Jahre ohne Kilometerbegrenzung
  • Wartung ist einmal jährlich vorgesehen, kann aber auch mal ausgelassen oder zumindest verschoben werden, die Garantie erlischt dabei nicht
  • 10 Jahre von der KFZ-Steuer befreit
  • 4000 EUR Umweltprämie
  • 8500 EUR virtueller Abzug am Neuwagenpreis (für die 1%-Regel)
  • die einschlägigen Versicherungs-Preisvergleichsportale zeigen horrende Prämien zwischen 2000 und 4000 EUR pro Jahr an, es gibt aber 2-3 Anbieter die mit rund 1000 EUR werben, auch nicht billig aber in Anbetracht des Fahrzeugpreises wohl akzeptabel
  • es gibt verhältnismäßig wenige Berichte von unzufriedenen Besitzern in Foren und dergleichen
  • die Preise für gebrauchte Model S sind unglaublich hoch, ein Jahreswagen rechnet sich kaum

Die genannte Reichweite von 250km ist wohl realistisch bei normaler Fahrweise in Deutschland (Autobahn, Land und Stadt), Tesla gibt 408km nach NEFZ an. Das ist natürlich eine erhebliche Differenz, bei Verbrennern ist das aber auch nicht anders, da ist dann z.B. die Rede von 4l/100km, in der Realität kommt man aber eher auf 6l.

Tja, langsam aber sicher schiebt sich das Tesla-Angebot über das von Mercedes – zu meinem Entsetzen! Warum tut Benz mir das an, wieso bieten die nix vergleichbares? Ich hab keine Lust auf eine B-Klasse – nur ist das leider alles was Daimler im Sortiment hat! Ich will eine E-Klasse bei der das E für Elektro steht oder meinetwegen sonstwas schickes mit Elektroantrieb und Stern auf der Haube!

Da ich über eine Garage verfüge in der problemlos eine Ladestation installiert werden kann, ist das aufladen schon mal kein Problem. Laternenparker haben es da natürlich schwerer. Ich beziehe Ökostrom, naja der Strom kommt wohl eher aus den nahe gelegenen konventionellen Kraftwerken, aber das Geld das ich an meinen Stromanbieter bezahle wird weitestgehend für erneuerbare Energien eingesetzt.

Meine täglichen bzw. regelmäßigen Fahrten sind max. 200km lang. Längere Strecken fahre ich nur selten, vielleicht 1x im Monat. Hier muss ich dann also auf das Superchargernetz zurückgreifen und nach ungefähr 2-3 Stunden Fahrt eine Pause von 40 Minuten einlegen. Das gefällt mir zwar nicht so richtig gut, denke mir aber dass es eigentlich nur vernünftig ist nach rund 250km eine Pause zu machen.

Vernünftig! Kann der Kauf eines so teuren Autos vernünftig sein? Hat ein Autokauf überhaupt etwas mit Vernunft zu tun?

 

4 Gedanken zu “#9 – Recherche

  1. Alexander sagt:

    Danke für die herrliche Zusammenfassung, die Entscheidung sollte wohl klar sein?

    Vor der Entscheidung stand ich auch vor 7 Monaten und fahre seit 5 Monaten Tesla, das ist Autofahren 2.0. 15.000km bisher noch nie bereut.

  2. WKMblogger sagt:

    @Alexander
    Ja, der neue wurde dann ein Tesla Model S 😉 das war definitv die richtige Entscheidung, bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit dem Wagen.
    Dir auch weiterhin viel Spaß und allzeit knitterfreie Fahrt mit dem Tesla.

  3. Mmetzger sagt:

    kurze infos…..
    das ladegerät onboard kann 11 oder nach sw-update 16.5kw das 22er gibt es nicht mehr
    den 60er akku kann man(n) eigentlich immer auf 100% laden, da sich ein 75er akku dahinter verbirgt, der nach oben abgeregelt ist – dieser kann auch (nachträglich) auf 75kwh freigeschaltet werden (gegen aufpreis)

    1. WKMblogger sagt:

      Stimmt. Das waren halt so meine ersten Recherche-Erkenntnisse. Wenn man sich noch nie mit Tesla oder E-Autos überhaupt befasst hat, ist das doch alles erstmal ziemlich viel und unübersichtlich. Mit 22kW meinte ich die Wallbox, die man braucht um die max. Leistung zu bekommen.
      Zum 100%-laden des 60er Akkus hat sich Tesla ja immer noch nicht offiziell geäußert, die wollen ja auch noch ein paar „Upgrades“ auf 75kWh verkaufen 😉 ich denke aber auch dass das ok sein sollte und lade meinen ohne bedenken auf 100%.

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